Pakistans Regierung hat ein Problem - und ein Microsoft-Font könnte über ihre Zukunft entscheiden. Ermittler haben das Vermögen von Premierminister Nawaz Sharif und seiner Familie durchleuchtet und sind bei seiner Tochter Maryam Nawaz fündig geworden: Sie soll mit gefälschten Dokumenten versucht haben, ihren Besitz von Eigentümern in Übersee verschleiert zu haben. Das entscheidende Indiz ist ein Dokument, das angeblich 2006 erstellt und von Maryam Nawaz eingereicht wurde - aber in mit dem Calibri-Font geschrieben wurde, der erst 2007 als Standardschrift in Microsoft PowerPoint, Excel, Outlook und WordPad auf den Markt kam. Allerdings gab es Version 1.0 von Calibri schon seit 2005 auf der Microsoft-Homepage zum Download. Und laut Font-Berater Thomas Phinney war Calibri sogar schon Teil einer Vorabversion von Windows im Jahr 2004.
Oh. My. God. pic.twitter.com/LC5w13f9RX
— Zarrar Khuhro (@ZarrarKhuhro) July 10, 2017
Damit ist die Sache kompliziert: Hatte Maryam Nawaz - oder wer auch immer das Dokument erstellt haben soll - eine der frühen Calibri-Versionen benutzt? Oder wurde eine Standard-Version von Windows mit der Standard-Version des Fonts genutzt, womit das Datum als Fälschung enttarnt wäre?
Govt. of Pakistan should declare #Calibri Pakistan's National Font. 🇵🇰😀#FontGate #JITReport pic.twitter.com/IVhZxZKW5n
— Zeeshan Mahmood (@zeeshaandaar) July 11, 2017
Einer mit einer interessanten Meinung ist Lucas De Groot, der Calibri entworfen hat. Ihm zufolge wäre dessen Nutzung vor der großen Markteinführung doch sehr ungewöhnlich: "Warum sollte 2006 irgendjemand einen komplett unbekannten Font für ein offizielles Dokument benutzen?" sagte er der pakistanischen Zeitung Dawn.